Blick auf den Baum der Religionen beim diesjährigen Apfelblütenfest (Foto: Michael Müller)
Auf den ersten Blick wirkt er wie ein gewöhnlicher Apfelbaum, verwurzelt im Museumsgarten des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe. Doch wer näher tritt, erkennt: Dieser Baum ist anders. Sieben alte bergische Apfelsorten wachsen hier Seite an Seite, jede steht symbolisch für eine der großen Weltreligionen, darunter Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Bahá’í und Yezidentum. Ihre Unterschiede verschmelzen hier zu einer friedlichen Einheit, getragen von einem einzigen Stamm.
Die Idee zu diesem besonderen Baum geht auf Barbara Brauner zurück, eine engagierte Bensbergerin, die als Erfinderin des "Baumes der Vielfalt" gilt. Sie initiierte das jährliche Apfelblütenfest und ist bis heute eine treibende Kraft hinter dem Projekt. Entstanden ist der Baum aus einer Vision, die 1997 während eines interreligiösen Gebetsabends entstand, als Menschen verschiedener Glaubensrichtungen gemeinsam nach einem Symbol für Versöhnung und Respekt suchten.
Zwei Jahre später wurde er mit Liebe und Sorgfalt veredelt, ein Gemeinschaftswerk von Glaubensvertretern und dem Obst- und Gartenbauverein Refrath. Die Pflege des Baumes übernimmt Michael Müller vom BUND Rheinisch-Bergischer Kreis. Mit großem Engagement und fundiertem Fachwissen sorgt er dafür, dass der Baum der Vielfalt gedeiht und seine symbolische Kraft bewahrt.
Jedes Jahr im Frühling, wenn die Apfelblüten aufbrechen, wird dieser Baum zum Mittelpunkt des Apfelblütenfestes, eines Festes, das weit mehr ist als nur ein botanisches Ereignis. Auch am vergangenen Sonntag war dies zu spüren: Es ist ein Tag des Austauschs, des Zuhörens, des Feierns. Vertreter verschiedener Religionen kommen zusammen, um über universelle Themen wie Barmherzigkeit, Hoffnung und eine gerechtere Welt zu sprechen.
Wer den Baum besucht, begegnet einer lebendigen Metapher: Wir alle, so verschieden wir auch sein mögen, sind an denselben Wurzeln verbunden, und nur gemeinsam sind wir wirklich stark. Der Baum zeigt, dass Verschiedenheit nicht spaltet, sondern bereichert. Dass ein Stamm viele Äste tragen kann. Und dass es Menschen wie Barbara Brauner braucht, die Visionen haben und sie gemeinsam mit anderen Wirklichkeit werden lassen.