BUND-Kreisgruppe Rheinisch-Bergischer Kreis
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Klimafreundlicher Schokoladengenuss

19. Oktober 2019

Radfahrer*innen transportieren bei der 6. Schokofahrt 24.000 Tafeln in über 50 Städte und Regionen. Das Heideportal Turmhof ist im Rheinisch-Bergischen Kreis exklusiver Anbieter dieser besonderen Schokolade.

Schokofahrer auf Heimfahrt  (Foto: Bernhard Werheid)

Nicht jede*r kann mit einer Segelyacht klimaneutral nach New York zur Weltklimakonferenz reisen – aber jeder Mensch mit Fahrrad kann bei der Schokofahrt mitmachen und dabei die Möglichkeiten von klimafreundlichem Transport und Mobilität erfahren. Den rund 250 Radfahrer*innen, die ab dem 5. Oktober bei der Schokofahrt die gut 2,5 Tonnen Schokolade ohne CO2-Emissionen von Amsterdam in alle Himmelsrichtungen transportieren, geht es dabei um so vielfältige Themen wie emissionsfreien Transport, nachhaltige Mobilität, bewussten Genuss und gute, saubere und faire Lebensmittel. Aber wie kam es zu dieser großen Bewegung?

Geschichte der Schokofahrt
„Bei unserer ersten Tour, Ostern 2017, waren wir noch vier Freund*innen aus Münster“, erinnert sich Jens Kürsten, mittlerweile Schokofahrer für seine Brandenburgische Heimat. Mit den 3 Lastenrädern fuhren sie damals nach Amsterdam, um dort Schokolade aus der kleinen Fabrik der „Chocolatemakers“ zu holen. Der Clou dabei: Der handwerklich verarbeitete Kakao – biologisch und zu fairen Bedingungen angebaut, geerntet und gehandelt – gelangt mit dem Segelschiff „Trés Hombres“ emissionsfrei aus der Karibik nach Europa, also ausschließlich mit Windkraft. Dass der Kakao biologisch und zu fairen Bedingungen angebaut, geerntet und gehandelt wurde, ist da quasi schon Ehrensache. „Da wollten wir das letzte Stück des Weges auch emissionsfrei, per Muskelkraft und Pedale, zurücklegen.“, so Jens. Diese Idee stieß bei vielen Menschen auf Begeisterung. Laura Hebling, selbst Fahrerin der ersten Stunde und mittlerweile Autorin der Schokofahrt-Studie: „Im Oktober 2017 fuhren wir bereits mit 25 Menschen, daraus wurde ein Halbjahres-Takt und nun zählen wir bereits die 6. Schokofahrt.“

Die (emissionsfreie) Fahrt ist das Ziel
Eine Erfolgszutat der Schokofahrt ist, dass sie dezentral von kleinen Gruppen organisiert wird und in diesem Netz jede*r beim emissionsfreien Transport der Schokolade mitmachen kann. „Es ist insgesamt ein kleiner Beitrag, aber es macht mich stolz – und vor allem macht es unheimlich viel Spaß, gerade weil wir gemeinsam Gutes bewegen. Herausforderungen wie der Klimawandel oder eine notwendige Verkehrs- und Agrarwende wirken oft übergroß, weit weg und kaum kontrollierbar. Hier werden wir im Kleinen tätig, gleich vor unserer Haustür.“ So fasst es Tinka Dittrich aus Hildesheim zusammen. Genau dieses Erlebnis, gemeinsam etwas bewirken zu können, will die Schokofahrt bei den Mitfahrenden erzeugen. Dabei wird ausdrücklich kein Profit-Ziel verfolgt. Und die Nachahmung mit ähnlichen Ideen und Produkten ist ausdrücklich erwünscht. Welche Wirkungen genau die Fahrt bei Beteiligten und Interessierten entfaltet wird zurzeit in einer Studie untersucht: www.soscisurvey.de/schokofahrt/

„Wir müssen leider draußen bleiben“ – Lastenräder und die Bahn
Ein kräftiger Dämpfer für das Engagement kam am 1. August von der Deutschen Bahn: Indem laut Beförderungsbedingungen der Transport „so genannter Lastenräder“ künftig untersagt wird, legt die DB den Schokofahrer*innen einige Steine in den Weg. Für viele, die Teilstrecken mit der Bahn zurücklegen wollten, wurde die Teilnahme somit vereitelt oder stark erschwert. Die steigenden Verkaufs- und Nutzungszahlen von Lastenrädern zeigen, dass Menschen, angesichts des Klimawandels und des drohenden Verkehrskollapses, an kreativer und moderner Mobilität interessiert sind. Die Bahn spielt hier, im so genannten multimodalen Mix, eine zentrale Rolle. Dieser wird sie mit ihrer unglücklichen Entscheidung aber nicht gerecht, stattdessen schränkt sie den Aktionsradius von Lastenrädern deutlich ein.

Unsere Schokofahrt von Köln nach Amsterdam
Die Bahn hatten wir ohnehin nicht eingeplant, aber wir brauchten sie dann doch. Getroffen haben wir uns in Köln, neun Lastenräder wollten bewegt werden, eines hatte jedoch bereitsam Start einen Defekt; die Umlenkrolle der Lenkung war gebrochen. Wir teilten die Gruppe und vier der Fahrer*Innen machten sich schon mal auf den (langen) Weg. Die Gruppe traf in Grefrath bei Neuss an der Imbissbude wieder zusammen. Für das defekte (nagelneue) Lastenrad hatte die Verleih-Firma ein „NoGo“ für eine Weiterfahrt gegeben. Dies hieß für den Schoko-Rider, das Lastenrad in die Bahn nach Wuppertal zu schaffen, um dort ein kurzfristig privat organisiertes Ersatz-Lastenrad zu besorgen. Mit diesem neuen Rad fuhr er dann nach Köln und von dort per Bahn nach Goch. Am Morgen traf er dann pünktlich am Campingplatz in den Maas-Dünen ein, um gemeinsam mit den anderen den Weg nach Amsterdam fortzusetzen.

Jeder Kilometer schlaucht
Über die Unterkünfte auf dem Campingplatz erzähle ich jetzt nichts mehr, das Angebot im Oktober ist wohl eher eingeschränkt. Aber nach 133 Kilometern ist das nicht mehr wichtig – auf den letzten 12 Kilometern war der Fahrrad-Akku leer und den platten Reifen am Hinterrad im Dunkeln und bei Regen zu reparieren war auch nicht lustig.

Die nächste Etappe nach Ütrecht betrug ganze 125 Kilometer. Bei einem Lastenrad fiel die Vorderradbremse aus, 40 Kilometer später dann auch noch die Hinterradbremse. Und es regnete den ganzen Tag. Am Ende des Tages war der Fahrrad-Akku erneut vorzeitig leer und über die Unterkünfte auf dem Campingplatz sage ich wiederum nichts ...

Das Ziel ist CO2-frei erreicht!
Der Samstag verlief hervorragend. Bis zum Ziel, den Chocolatemakers, waren es schlappe 30 Kilometer und es regnete nicht. Die Ankunft im Hafen war berauschend, eine Menge von Menschen feierte das Fest der neuen Location der Chocolatemakers sowie die Ankunft der Schokofahrer*Innen. In unserer Gruppe gab es zwei Ausfälle – einen temporären und einen permanenten. Letzteres bedeutete gleichzeitig transporttechnisch den Wegfall eines Lastenrades, sodass die süße Ladung auf die Übrigen verteilt werden musste. Es ist also absolut sinnvoll, mehr Fahrer/Lastenräder mitzunehmen als zum Transport der Schokolade absolut notwendig.

Mühselig und beladen aber Hauptsache umweltfreundlich
Stunden später, nach vielen Gesprächen, nach der offiziellen Feier und nach viel Verzehr von köstlicher Schokolade machten sich die meisten Schoko-Fahrenden auf, um die Heimreise anzutreten. Jetzt waren die Lastenräder voll bepackt und setzten dem Vortrieb einigen Widerstand entgegen. In Amsterdam besuchte eine Gruppe erst einmal die Fahrradläden, um uns mit notwendigen Ersatzteilen zu versorgen. Die andere Gruppe war für das Abendessen zuständig. Wir ernähren uns vegetarisch – Reis mit verschiedenen Sorten Gemüse.

Gegen den Wind
Der Sonntag wird weniger angenehm. Wie jeden Tag haben wir um 8:30 Uhr Sattelkontakt. Nicht nur starker Wind (natürlich von Osten), sondern auch Regen peitscht uns den ganzen Tag ins Gesicht. Aber bis zum späten Abend sind zum einen die 125 Kilometer, zum anderen der Akku und wir geschafft.

150 Kilometer Endspurt mit Hindernissen
Die letzte Etappe beschert uns trockenes Wetter. Diesmal sind 150 Kilometer zu bewältigen. Noch ist die Schokolade trocken und wir hoffen, sie auch genauso nach Hause zu bringen. Doch es gibt Probleme: An einem Bike fällt die Gangschaltung komplett aus. Die Elektro-Unterstützung ist ebenfalls defekt. Also suchen und finden wir in Wachtendonk einen Bikeshop, der die notwendigen Ersatzteile hat. Vor der Bäckerei wird repariert. Um 17:30 Uhr geht’s endlich weiter – wir haben erst 50 Kilometer zurückgelegt. Okay – die 100 Kilometer schaffen wir auch noch. Das Navi zeigt gnadenlos die noch verbleibende Kilometeranzahl bis Bergisch Gladbach. Nach weiteren 50 Kilometern biegen wir bei Gohr von dem ursprünglichen Track ab und fahren über Dormagen an den Rhein. Obwohl ich dieStrecke kenne, zieht sich der Weg heute in die Länge. Normalerweise fahre ich die Strecke auch nicht nachts. Und der Popo tut auch schon weh. Und merke ich da etwa meine Knie?

Irrungen und Wirrungen „dank“ Baustellen
Das Navi führt uns in die Baustelle Leverkusener Autobahnbrücke. Natürlich ist für Fahrräder keine erkennbare Umleitung oder Auffahrt ausgeschildert. Statt lange zu suchen geht es – schon nach Mitternacht – weiter zur Mülheimer Brücke. Doch diese ist ebenfalls halbseitig gesperrt. Wir suchen die Auffahrt – aber keine Chance. Inzwischen nervt das Rumkurven schon sehr. Wir wollen nur noch rüber nach Mülheim und beschließen, die Autoauffahrt zu nehmen. Noch mal eben checken – nein, es gibt kein 254-Schild „Verbot für Radfahrer“ – also rauf. Und es herrscht um diese Uhrzeit erstaunlich wenig Verkehr. Aber dann will doch einer vorbei, was aufgrund der Fahrbahnbreite nicht funktioniert. Es folgt ein wildes Hupkonzert. Vielleicht hätten wir dem uneinsichtigen Autofahrer eine Tafel Schokolade aus unserem Gepäck als Nervennahrung spendieren sollen, aber wir hätten ihm die ganze Schoko-Geschichte erzählen müssen – nachts auf der Mülheimer Brücke – keine gute Idee.

Ende gut, alles gut
Ein paar Kilometer vor dem „sweet home“ ist der Fahrrad-Akku ausgelutscht – business as usual. Das Lastenrad zu bewegen wird schwer. Beim letzten Anstieg muss ich schieben. Ichschaue auf die Uhr: 3:30h – nach 19 langen Stunden findet die Schokofahrt das Lastenrad, die süße Fracht und für mich schließlich ein glückliches Ende.

Schokofahrt: Was war super, und was nicht?
All die Lastenräder am Samstagmorgen bei den Chocolatemakers zu sehen – das war schon aufregend. Durch eine holländische Großstadt auf durchgängige vorfahrtsberechtigte Fahrradwege zu fahren, das war wirklich ungewöhnlich. Erstaunt war ich von der Niederländerin, die ihren SUV vor der Bäckerei auf dem Fahrradweg parkte und Brötchen kaufen ging...

Und wo gibt es jetzt diese tolle Schokolade?
Kommt zum Heideportal Turmhof in der Wahner Heide! Dort gibt es die 40%ige mit Meersalz und die Bio Tres Hombres dunkel 75% Nibs aus den Trinitario-Kakaobohnen von der Bauerngenossenschaft Conacado aus der Dominikanischen Republik. Die Schokolade gibt es nur für kurze Zeit und pro Person gibt es nur eine Tafel. Der Turmhof verkauft diese Schokolade exklusiv im Rheinisch Bergischen Kreis. Verkaufsstart ist der 26. Oktober.

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